Prostatakarzinom / selten? / häufig? / tödlich?
Diese Seite beschäftigt sich mit dem Prostatakarzinom. Sie hat den Anspruch umfassend zu informieren! Sowohl mit den Dingen, die auch auf vielen anderen Seiten zu finden sind, aber eben auch mit kritischen Fragen. Diese finden Sie auf den übrigen einschlägigen Seite nicht. Wenn Fragen offen bleiben, verwenden Sie bitte das Kontaktformular am Ende der Seite, wir wollen es wissen!!!
Was ist die Prostata?
Die Prostata ist Teil der inneren Geschlechtsorgane des Mannes. Sie umschließt die Harnröhre, sitzt somit unter der Blase, vor dem Enddarm und auf dem Beckenboden. Die Prostata ist eine Drüse und produziert Sekret welches sie abgibt. Für die ersten 50 Jahre ist das auch der perfekte Ort. Die Ausführungsgänge enden nämlich im oberen Drittel der Harnröhre. Warum? Kommt im Kapitel „Was macht die Prostata“! Die Vorsteherdrüse wird im Wesentlichen in 2 Zonen eingeteilt. In eine „zentrale Zone“ und eine „periphere Zone“. Das ist wichtig, weil das Prostatakarzinom sehr viel häufiger in der peripheren Zone zu finden ist, als in der zentralen.
Die Zellen der Prostata bilden darüber hinaus das PSA, also das prostata-spezifische Antigen. Das ist ein Hormon, das nur zum Teil in die Harnröhre sondern auch ins Blut abgegeben wird. In der Harnröhre macht es das Sekret flüssiger, dadurch können die Samenzellen einfacher nach draussen gelangen. In der Blutbahn hat es kein spezielle Aufgabe. Es kann dort aber gemessen werden. Die Tatsache, dass in Prostatakarzinomzellen 10x mehr PSA gebildet wird wie in gesunden Zellen wird genutzt, um im Blut Hinweise zu finden ob ein Prostatakarzinom vorliegt oder eben nicht. Das Prostatakarzinom wird durch den PSA nicht bewiesen.
Neben diesen anatomischen und physiologischen Grundlagen ist die Prostata nicht umsonst eine Geschlechtsorgan. Sie ist auch im Rahmen sexueller Praktiken begehrt. Der Suchbegriff „Prostatamassage“ führt bei Google zu 8,5 Millionen Ergebnissen und es erfolgen 10.000 – 100.000 Anfragen mit diesem Suchbegriff im deutschsprachigen Raum / Monat. Dies weisst zweifelsfrei darauf hin, dass es sich dabei um einen begehrten Suchbegriff handelt. Auch gibt es auf einschlägigen „Internetseiten“ detaillierte Anleitungen wie die Prostata Teil erotischer Handlungen werden kann. Neben dem Spaßfaktor gibt es auch noch einen medizinischen Grund zur Prostatamassage. Wenn Prostatasekret zur Diagnostik gewonnen werden muss gelingt dies durch eine Massage der Prostata. Beispielsweise zur Diagnostik einer komplizierten Prostatitis.
Was macht die Prostata?
Wie bereits erwähnt liefert die Prostata das Sekret in welchem die Samenzellen beim Samenerguss nach draussen schwimmen. Samenzellen? Ja, die Samenzellen kommen aus dem Hoden beim Samenerguss durch die Samenleiter ebenfalls in die Harnröhre. Dies ist nur nur wegen der Menge der Flüssigkeit wichtig. Die Stoffe in dieser Flüssigkeit sorgen auch dafür, dass die Spermien mobiler und schneller werden. Die Flüssigkeit und die Samenzellen vermischen sich dann und gelangen nach draussen. Faszinierend, wie der Körper den Überblick behält, während Mann den Überblick verliert! Oder? Weil die Harnröhre der gemeinsame Weg der Samenzellen und des Urins ist, ist die Lokalisation der Prostata um die Harnröhre herum perfekt.
Problematisch wird die Geschichte erst, wenn die Prostata im Laufe der Zeit größer wird und der Druck auf die Harnröhre steigt. Mehr dazu gibt es hier.
Die Prostata und das Testosteron
Wieviel Testosteron gebildet wird bestimmt das Gehirn, genauer gesagt die Hypophyse. Sie schüttet ein Hormon, das interstitielle zellstimulierende Hormon (ICSH), ins Blut aus. Und das ICSH wiederum stimuliert die Leydig Zellen in den Hoden, wo das Testosteron produziert wird. In geringerem Ausmaß wird auch in den Nebennieren Testosteron gebildet. Neben den oben genannten Funktionen wandelt die Prostata das Hormon Testosteron in die aktivste Form um, das sogenannte Di-Hydro-Testosteron. Und diese Form scheint eine Ursache für die gutartige Prostatavergrößerung und Prostatakrebs zu sein.
Der Testosteronspiegel liegt normal zwischen 2,41 und 8,27 ng/ml. Eine Abweichung nach oben und unten können viele Ursachen haben. Da ein Großteil des Testosterons im Blut an ein Eiweiß gebunden ist, ist dieser Teil nicht aktiv. Aus diesem Grund kann ein Verhältnis bestimmt werden, welches den Teil des aktiven Testosterons bestimmt. Dadurch gelangt man zu noch genauerer Information.
Neben dem Testosteron scheint auch das IGF-1 (Insuline-Like-Groth-Faktor-1) eine Rolle zu spielen. Sind die Spiegel dieser beiden Hormone zu hoch, scheint auch das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken erhöht zu sein (Quelle).
Vor allem aufgrund der Ernährung ist der pH Wert des Urins niedrig und kann Werte von bis zu 5,5 erreichen. Hat sich die Prostata bereits vergrößert, so drückt Mann gegen diese Engstelle den Urin in die Harnröhre (Quelle). Geht es da nur gegen einen Widerstand weiter, so geht der Urin den Weg des geringsten Widerstandes, und das ist rückwärts in die Ausführungsgänge in die Prostata.
Der Urin und die Prostata
Wir wissen bereits, dass die Harnröhre durch die Prostata hindurch zieht. Das ist auch gut so, weil das Sekret der Prostata beim Samenerguss in die Harnröhre gelangen muss. Umgekehrt ist es aber auch logisch, dass der Urin beim Wasser lassen durch das Pressen in die Prostata hinein gelangt. Also rückwärts aus der Harnröhre in die Prostata. Bei „normaler“ Ernährung, die häufigen Fleischkonsum, Wurst und Milchprodukte enthält ist der Urin sauer. Das heisst, dass der pH-Wert unter dem pH im Blut liegt; also unter 7,4. Vor allem nachts sinkt der pH des Urins noch weiter bi suaf einen Wert von 5,5. Bei diesem pH-Wert entsteh kristaline Harnsäure. Es fallen also Kristalle aus und verbleiben in der Prostata. Wenn dieser Prozess über Jahre geht entstehen Prostatasteine. Diese sind heute bei fast jedem Patienten im Ultraschall zu erkennen und sind Grundlage für eine chronische Prostatitis. Es braucht in diesem Fall also gar keine Keime um einen Prostatitis zu verursachen. Es reicht bereits eine Ernährung, die den Urin sauer werden lässt. Zu einer Entzündung gehört entsprechend der Definition auch eine Schwellung. Diese Schwellung verstärkt also das Hindernis, es muss noch mehr gepresst werden und es gelangt noch mehr des saueren Urins in die Prostata- ein Teufelskreis.
Zu allem Überfluss funktioniert das Eiweiß, dass Testosteron in seine aktive Form überführt bei sauerem pH am besten. Wie wir bereits wissen, ist das Di-Hydro-Testosteron eine der treibenden Substanzen für die BPH und das Prostatakarzinom.
Es bleibt noch zu klären, warum Prostatakarzinome überwiegend in der peripheren Zone auftreten und nicht zentral. Auch dafür gibt es in dieser Theorie ein schlüssige Erklärung. Als die Entzündungsfaktoren befinden sich auch in der peripheren Zone, aufgrund des schlechteren Abflusses verbleiben diese dort jedoch länger als in der zentralen Zone. Und je länger diese Substanzen dort wirken können, desto höher ist das Risiko, dass ein Karzinom entsteht.
Wie kommt es zum Prostatakarzinom?
Wie Krebs wirklich entsteht ist weder bei Prostatakrebs noch bei anderen Arten von Krebs abschließen geklärt. Die Wissenschaft hat lediglich verschiedene Risikofaktoren gefunden. Das heisst, dass bei Patienten die an Prostatakrebs erkrankt sind diese Faktoren überdurchschnittlich häufig gefunden wurden. Im Umkehrschluss heisst dies aber nicht, dass jeder Mann der diesen Risikofaktor hat auch an Prostatakrebs erkrankt.
Die häufigsten Risikofaktoren sind:
- Alter (je älter desto höher das Risiko)
- familiäre Belastung (sind der Vater oder Großvater erkrankt ist das Risiko höher)
- Einzelne Gene könnten für die Entstehung mitverantwortlich sein
- Eine fleisch- und Wursthaltige Ernährung scheint das Risiko zu erhöhen
- Entzündliche Prozesse (vor allem chronische) scheinen die Entstehung zu begünstigen
- Eine Ernährung mit geringem Anteil an Obst und Gemüse scheint das Risiko ebenfalls zu erhöhen
- Die Rolle von Testosteron ist nach wie vor umstritten und nicht abschließend geklärt
- Auch ist nicht bekannt inwieweit die Häufigkeit von Sex das Risiko senkt oder erhöht
Wie bereits erwähnt: Keiner dieser Faktoren verursacht immer ein Karzinom. Nur weil Ihr Vater erkrankt ist, heisst das nicht, dass Sie auch erkranken. Nur weil mehrmals die Woche Sülze und Schweinebraten Ihren Teller zieren, heisst dass nicht, dass Sie zwingend erkranken. Und nur weil Sie sich streng vegan ernähren, heisst es nicht, dass sie zwingend gesund bleiben. Das Risiko zu erkranken scheint jedoch geringer.
Kann man(n) es verhindern?
Das ist eine schwierige Frage und kann nicht eindeutig beantwortet werden. Es scheint eine Kombination aus Faktoren zu sein die für die Entstehung eines Prostatakarzinoms verantwortlich ist. Die Gewichtung dieser Faktoren kennt man bislang nicht. Somit ist es nicht möglich eine sichere Vorhersage zu treffen. Das Risiko kann jedoch deutlich verringert werden. Man kann es in aller kürze zusammenfassen: Leben Sie gesund, und das Risiko ist gering an einem Prostatakarzinom zu erkranken.
Im Klartext heisst das:
- Bewegen Sie sich regelmäßig und lange, vor allem an der frischen Luft
- Ernähren Sie sich mit möglichst wenig Fleisch und Wurst
- Ernähren Sie sich mit viel Obst und Gemüse
- Versuchen Sie sich basisch zu ernähren, das senkt das Risiko chronischer Entzündungen
- Trinken sie viel, weil das die Nieren und die Blase spült und der pH Wert nicht zu weit absinkt
- Sex scheint nicht zu schaden, also…
Die gleichen Empfehlungen finden Sie in Büchern über andere Krebsarten, den Schlaganfall, den Herzinfarkt, Alzheimer, Demenz…
Ist das Prostatakarzinom häufig, oder eher selten?
Um zu beantworten ob etwas häufig oder selten ist, muss man die Zahlen in einen Kontext setzten.
Die Wahrscheinlichkeit, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, ist stark vom Alter abhängig. In jungen Jahren ist es unwahrscheinlich an Prostatakrebs zu erkranken mit 65 jedoch schon deutlich häufiger. In der folgenden Abbildung ist die Häufigkeit gezeigt mit der Männer abhängig vom Alter an Prostatakrebs erkranken.

Das Risiko sein ganzes Leben lang an einem Prostatakrebs zu erkranken beträgt knapp 12%, es trifft also einen Mann aus 8. Unter allen neu diagnostizierten bösartigen Neubildungen liegt das Prostatakarzinom mit 20% an der Spitze. Insgesamt werden jedes Jahr ca. 40.600 Neudiagnosen Prostatakrebs gestellt und das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 71 Jahren.
Vergleicht man diese Zahlen mit der am häufigsten diagnostizierten bösartigen Neubildung bei Frauen, dem Mammakarzinom, in die Zahl der jährlichen Neudiagnose in Deutschland 47.500 höher. Das mittlere Erkrankungsalter liegt mit 64 Jahren jedoch deutlich niedriger (Quelle). Im Jahr 2019 sind 18.519 Frauen am Mammakarzinom gestorben und 15040 Männer am Prostatakarzinom (Quelle). Setzt man die Zahl der Neuerkrankungen und der an dieser Erkrankungen gestorbenen ins Verhältnis, so sterben ca. 37% der am Prostatakarzinom erkrankten Männer auch an diesem und ca. 39% der Frauen im Laufe ihres Lebens am Mammakarzinom. Auch wenn das öffentliche Empfinden sich deutlich unterscheidet, sind die beiden Erkrankungen rein statistisch gesehen doch relativ eng beisammen.
Setzt man die Sterblichkeit der Prostatakarzinoms in einen Kontext mit anderen möglicherweise Tot bringenden Erkrankungen, wird klar, dass der Prostatakrebs zwar die Zahl der Neuerkrankungen anführt, in der Liste der Todesursachen jedoch nicht an der Spitze steht. Die Liste zeigt letztlich, dass es Erkrankungen gibt, die durchaus tödlicher sind als das Prostatakarzinom.
- 27 858 Männer starben 2019 an Lungenkrebs (Quelle)
- 25 921 Männer starben 2019 am akuten Herzinfarkten (Quelle)
- 22 942 Männer starben 2019 am Schlaganfall (Quelle)
- 15 040 Männer starben 2019 am Prostatakarzinom (Quelle)
Die Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs oder an Herzinfarkt zu sterben ist also deutlich höher, aber ist die Wahrscheinlichkeit deswegen gering am Prostatakrebs zu sterben? Das Lebenszeitrisiko für Männer am Prostatakarzinom zu erkranken liegt bei knapp 12%, also bei ca. einem aus acht Männern. Von 1000 Männern m Alter von 55 – 69 Jahren erkranken innerhalb der nächsten 10 Jahre 192 Männer. Von diesen 192 sterben 6 an Prostatakrebs (Quelle). Die Wahrscheinlichkeit wirklich an Prostatakrebs zu sterben ist also im Vergleich zu den genannte anderen Todesursachen eher gering.
Trifft das Prostatakarzinom nur alte Männer?
Vor 20 Jahren war das gesamte Thema Prostata ausschließlich mit dem „alten“ Mann verknüpft. Diese Sichtweise ändert sich im Moment schnell, da es immer mehr Männer gibt, die bereits in jungen Jahren mit der Prostata zu tun bekommen. Und das nicht „nur“ mit der gutartigen Prostatavergrößerung, sondern eben auch mit dem Prostatakarzinom.
Das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken ist in jungen Jahren gering. So ist das Risiko für einen 35-jährigen Mann in den nächsten 10 Jahren zu erkranken 0,1%. Das eines 75 jährigen Mannes liegt dagegen bei etwa 5% (Quelle). Trotzdem steigt die Zahl der jüngeren Männer die an Prostatakrebs erkranken von Jahr zu Jahr. So erkrankten 1980 nur 96 Männer im Alter von 45-49. 2010 waren es schon 529. Die Zahl hat sich also in 30 Jahren in dieser Altersgruppe verfünffacht. Am häufigsten Erkranken Männer zwischen dem 70 und 74 Lebensjahr (Quelle).
PSA: was? wie? warum? wie oft?
Der PSA ist jedem geläufig, der schon mal mit der Prostata zu tun hatte. Die Abkürzung steht für Prostata-Spezifisches-Antigen. Es ist ein Eiweiss, dass ausschließlich von Prostatazellen gebildet wird. Es wird in der höchsten Konzentration im Sperma gefunden. Das PSA wird jedoch nicht nur ins Sperma, sondern auch ins Blut abgegeben. Und dort kann der PSA Wert auch bestimmt werden. Als Normal kann ein Wert von <4ng/ml angesehen werden. Doch auch wenn Mann kein Karzinom hat kann der PSA deutlich über diesen Wert steigen. Jede Aktivität kann den PSA in die Höhe treiben. Beispiele hierfür sind:
- Sex
- Fahrradfahren
- Verstopfung
- Abtasten der Prostata
- Prostatamassage
- benigne Prostatahyperplasie (BPH)
- Prostatakarzinom
- Ja sogar sogar das sitzen auf der Sitzheizung im Auto
reicht aus um den PSA-Wert deutlich zu erhöhen. Aufgrund der Vielzahl der Faktoren, die den PSA in die Höhe treiben können, ist der PSA in der Früherkennung durchaus umstritten. De facto ist es so, dass der PSA nie ohne vorherige Befragung des Patienten bestimmt werden sollte. Ihr Arzt sollte Sie nach all den oben genannten Faktoren fragen bevor er ihnen des PSA abnimmt. Sagen Sie ihm nämlich beispielsweise, dass Sie mit dem Fahrrad gekommen sind, ist der PSA nicht aussagekräftig. Letztlich sagt der PSA nur: Prostata. Und wenn diese in irgend einer Weise aktiv ist, ist er hoch und wenn die Prostata in Ruhe gelassen wird, ist er vermutlich im Normbereich. Warum wird der PSA dann immer mit dem Karzinom in Verbindung gebracht? Weil Zellen eines Prostatakarzinoms 10x so viel PSA bilden wie normale Prostatazellen. Daher ist er natürlich auch erhöht, wenn ein Prostatakarzinom vorliegt. Ist der PSA niedrig, heißt das auf der anderen Seite aber auch nicht, dass kein Karzinom vorliegt. Die Wahrscheinlichkeit ist lediglich gering, dass man wirklich keines findet. Es bestehen also in beide Richtungen deutlich Unsicherheiten. Aus diesem Grunde hat man Versuche unternommen, die Aussagen sicherer machen sollen.
Die PSA-Dichte
So entstand beispielsweise der Wert der PSA-Dichte. Hier wird das Volumen der Prostata ins Verhältnis zur Höhe gesetzt. Dieser Wert soll der Tatsache Rechnung tragen, dass auch bei der BPH der PSA steigen kann. Werte von >0,15 ng/mL/cm3 werden verdächtig auf ein Prostatakarzinom angesehen. Wird im Vergleich zur Größe der Prostata also ein zu hoher PSA gemessen, schlägt dieser Wert Alarm. Die PSA-Dichte ist beispielsweise auch über dem Wert von 0,15, wenn eine Entzündung der Prostata vorliegt. Es bleibt also immer noch eine gewisse Ungewissheit, was die Ursache für einen erhöhten PSA sein kann.
PSA-Quotient
Das PSA kommt im Körper in 2 verschiedenen „Formen“ vor. Zum einen gibt es das freie PSA. Das heißt, dass das Eiweiß ohne Bindung an ein anderes Eiweiß durch die Blutbahn kurvt. Dieses gilt als inaktiv und ihm wird keine weitere Bedeutung zugemessen. Im Gegensatz dazu gibt es noch das gebundene oder komplexierte PSA. Hier ist das PSA an ein Eiweiß gebunden. Beide Werte zusammen ergeben das Gesamt PSA. Und der Quotient aus freiem PSA / gesamt PSA ist der sogenannte PSA Quotient. Ist dieser Wert kleiner als 15 % so gilt dies als Hinweis auf ein Karzinom. Ist dieser Wert größer, so geht man eher von einer gutartigen Ursache des erhöhten Gesamt-PSA aus.
Prostata-Gesundheits-Index (PHI)
Eine interessante Arbeit wurde im Jahr 2020 von einer Gruppe aus Berlin veröffentlicht. Hier wurde der sogenannte Prostata-Gesundheits-Index (Prostate-Health-Index (PHI), und die Prostate-Health-Index-Density (PHID)) sowie der PSA-Quotient, als auch der Gesamt-PSA zu Rate gezogen. Diese Begriffe PHI und PHID sind im englischsprachigen Raum geläufig, in Deutschland jedoch weitgehend unbekannt. Ziel dieser Arbeit war es, unnötige Prostatabiopsien zu vermeiden. Das gelang mit einer Treffgenauigkeit von 98 %, weil nur ein klinische signifikantes Prostatakarzinom durch dieses Verfahren nicht erkannt wurde. Im Gegenzug konnte jedoch bei 20 % der Patienten eine Biopsie berechtigterweise vermieden werden. Wie es im Moment scheint, findet dieses Vorgehen jedoch keine weitere Beachtung und wird nicht weiter erforscht.
Diagnostik – Leitliniengerecht oder logisch?
Häufig wird der Verdacht auf ein Prostatakarzinom anhand eines erhöhten PSA gestellt. Da der PSA, wie bereits beschrieben, auch durch ein Karzinom bedingt sein kann, ist es nur logisch, dass diese Möglichkeit nicht außer Acht gelassen werden darf. Aus diesem Grund beinhaltet die Leitlinie zum Prostatakarzinom die Aufforderung, einem erhöhten PSA eine Biopsie, also eine Entnahme von Gewebe, durchzuführen. Das empfohlene Vorgehen ist hier die ultraschallgesteuerte, transrektale Biopsie. Das heißt, dass mit der Biopsieaperatur durch den Darm und die Darmwand hindurch nach vorne in die Prostata „geschossen“ wird. Dies soll mindestens 12x geschehen, in allen Bereichen der Prostata. So weit, so gut. Wir stellen uns vor, eine Frau hätte einen Blutwert, welcher auf Brustkrebs hindeuten würde. Dieser Wert kann aber auch noch durch andere Faktoren erhöht sein, beweist also das Mammakarzinom in keinem Fall. Diese Frau geht zur weiteren Abklärung zum Arzt. Der Arzt bestätigt die Notwendigkeit der Biopsie, holt das Biopsiegerät aus dem Schrank und fängt an zu arbeiten. Aus Versehen fällt das Gerät zu Boden und ist verunreinigt. Macht nichts, er arbeitet weiter, durchlöchert in aller Ruhe und ohne Ziel die Brust auf jeder Seite mindestens 6-mal. Auf den Hinweis, dass das Gerät nicht mehr steril sei und jetzt die ganzen Keime in beiden Brüsten verteilt würden antwortet der Arzt: „Macht nix, Sie bekommen ja eh ein Antibiotikum.“ Darauf hin geschieht die Biopsie randomisiert, also ohne Ziel. Breit gefächert, um die Möglichkeit zu erhöhen, das vielleicht vorhandene Mammakarzinom zu treffen. Die Frau bekommt ihr Antibiotikum, dass es aufgrund der unsterilen Arbeitsweise zu keiner größeren Infektion kommt und verlässt gut gelaunt die Praxis.
Ein solches oder ähnliches Vorgehen wäre in der Gynäkologie undenkbar und in allen anderen Bereichen der Medizin ebenfalls. Nur bei der Prostata ist es das leitliniengerechte Vorgehen. Man könnte auch bei der Prostata nach dem Verdacht auf das Prostatakarzinom ein MRT machen. Dann würde man erkennen, ob der erhöhte PSA möglicherweise durch eine Prostatitis oder eine BPH erhöht ist. Wenn dies nicht der Fall ist, würde man das Karzinom, auch wenn es nur wenige Millimeter groß ist, erkennen. Wenn das Ziel definiert ist, dann könnte man gezielt die Biopsie machen. Man bräuchte nicht 12-mal zu schießen. Es gäbe auch einen sterilen Weg, der nicht durch den Stuhl im Darm und dann durch die Darmwand hindurch in die Prostata geht. Damit würden die Keime aus dem Darm erst gar nicht in der Prostata verteilt. Das Verschreiben eines Antibiotikums ist nur folgerichtig, es stellt sich nur die Frage, warum geht man nicht auf sterilem Wege über den Damm (der Bereich zwischen Hodensack und Enddarmaussgang) in die Prostata und „schießt“ 2x, vielleicht sicherheitshalber 3x auf den aus dem MRT bekannten Herd. Dann wäre die Diagnose „Prostatakarzinom“ auch gesichert. Man hätte alle Informationen, um eine vernünftige Therapie einleiten zu können. Auf diesem Wege würden auch alle anderen Ursachen für einen erhöhten PSA vor der Biopsie erkannt und könnten ohne invasiven Eingriff therapiert werden.
Mittlerweile ist auch wissenschaftlich gezeigt, dass eine MRT vor der Biopsie bei 28% der Patienten eine Biopsie überflüssig machen. Entweder weil kein Karzinom gefunden wurde, oder weil eine andere Ursache für den erhöhten PSA diagnostiziert werden konnte.
Biopsie! Ja? Nein? Vielleicht?
Bei der Biopsie werden mit einem speziellen Gerät kleine Stanzen aus dem Tumor entnommen. Diese Stanzen werden entsprechend der Leitlinie Ultraschall gesteuert durch den Darm entnommen. An wenigstens 12 verschiedenen Stellen. Das Gerät stanzt die Gewebezylinder so schnell aus der Prostata heraus, dass dieser Teil eigentlich keine Schmerzen verursacht.
Die Skepsis gegenüber der Biopsie steigt von Jahr zu Jahr an. Grund hierfür erscheint in erster Linie eine mögliche Gefahr, dass durch die Biopsie eine unmittelbare Verbindung zwischen Tumor, Blut – und Lymphgefäßen geschaffen wird. Auch wenn es bei dem Verdacht auf ein Prostatakarzinom viele Hinweise gibt, die eine bösartige Erkrankung sehr wahrscheinlich machen, ist die Biopsie nach wie vor die einzige Möglichkeit, um mit annähernd 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit die Diagnose eines bösartigen Befundes zu sichern.
Graves stellte bereits 1988 fest, dass ein Nierentumor, welcher circa 10 × 10 cm durchmisst 30.000.000 Tumorzellen pro Tag in die Blutbahn abgibt. Der für diese Berechnung angenommene Tumor ist natürlich riesig und bei der Prostata nicht realistisch. Frau Prof. Pachmann geht in ihrem 2012 veröffentlichten Artikel bei einem 1-2 cm großen Mammakarzinom von 1/10 dieser Zahl aus und kommt zu dem Schluss, dass bei dieser Größenordnung immer noch 1000 – 10.000 Tumorzellen / ml zu finden sind. Mit der Größe von 1 – 2 cm ist man durchaus in der Dimension, in welcher auch Prostatakrebs diagnostiziert wird. Geht man von ca. 5l Blut bei einem Mann aus, handelt es sich also um 5.000.000 – 50.000.000 Tumorzellen im Körper. Und das nicht erst seit der Diagnose, sondern vermutlich seit Monaten oder sogar Jahren. Welch beeindruckende Leistung unseres Körpers, dass nicht schon mit der Erstdiagnose bei jedem Patienten eine komplette Metastasierung festgestellt werden muss. Aber zurück zur Biopsie. Stellt man sich diese unglaublich große Zahl an Tumorzellen in der Blutbahn vor, so ist nicht davon auszugehen, dass die Biopsie relevanten Einfluss auf eine mögliche Metastasierung hat. Gleichwohl wird es durch die Biopsie eine Steigerung der Tumorzellen in der Blutbahn geben, aber im Verhältnis zur Gesamtzahl der in der Blutbahn befindlichen Tumorzellen über die letzten Jahre gerechnet dürfte der Einfluss gering sein. Wenn also eine so wichtige, und auch nebenwirkungsbehaftete Therapie wie eine Krebstherapie ansteht, dann sollte meines Erachtens so sicher wie irgend möglich festgestellt werden, ob es für diese Therapie auch definitiv einen Grund gibt. Auch wenn es richtig sein mag, dass jede Tumorzelle, welche nicht in die Blutbahn gelangt, gut ist. Das Ergebnis der Biopsie liefert nicht nur die Unterscheidung zwischen möglicherweise gut – oder bösartigem Gewebe, sondern liefert beim Prostatakarzinom auch die Information über einen Gleason-Score, welchem ein Extrakapitel gewidmet ist. Dieser Score hat relevanten Einfluss auf die Therapie, da beim Prostatakarzinom die Möglichkeit besteht, dieses abhängig von mehreren Faktoren unter Umständen gar nicht zu behandeln, sondern nur im Auge zu behalten. Gerade vor diesem Hintergrund sollte einer histologischen Sicherung nicht über die Maßen skeptisch gegenüber gestanden werden.
Wie wird die Biopsie am besten durchgeführt?
Als medizinischer Laie macht man sich keine Gedanken über unterschiedliche Möglichkeiten, eine Biopsie durchzuführen. Hier wird in der Regel auf die Leitlinie und den durchführenden, ärztlichen Kollegen vertraut. Bei keinem anderen Organ ist es wichtiger als bei der Prostata, zwei unterschiedliche Möglichkeit der Biopsie zu kennen. Entsprechend der Leitlinien wird die Biopsie bei dem Verdacht auf eine Prostatakarzinom durchgeführt. Dieser Verdacht entsteht in aller Regel durch einen erhöhten/steigenden PSA Wert. Die Biopsie wird im Anschluss ultraschallgesteuert durch den Darm durchgeführt. Es wird also das Ultraschallgerät mit dem dafür vorgesehenen extra Kanal in den Enddarm eingeführt. Unter entsprechender Bildgebung wird dann das Biopsiegerät durch den Kanal ebenfalls in den Darm eingeführt und dann nach vorne/oben durch die Darmwand in die Prostata geschossen. Bei diesem Procedere ist es nur logisch, dass die gesamte Keimlast aus dem Darm gleichmäßig in der Prostata verteilt wird. Entsprechend der Leitlinie soll wenigstens zwölfmal gestanzt werden, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, das Karzinom auch wirklich zu treffen.
Dieses Vorgehen wäre bei keinem anderen Organ des Menschen denkbar. Bei allen anderen Biopsien wird ein hohes Maß an hygienischen Auflagen gefordert, so wird auf ein definitiv steriles Arbeiten geachtet. Darüber hinaus wird vor der Biopsie eine entsprechende und aussagekräftige Bildgebung durchgeführt, sodass das Ziel der Biopsie eindeutig bekannt ist. Ausschließlich bei der Prostata wird diesem Standardprocedere nicht gefolgt. Da das Karzinom in aller Regel durch den Ultraschall nicht eindeutig abgegrenzt werden kann, dient der Ultraschall lediglich der bildlichen Orientierung, jedoch nicht der Zielgenauigkeit. Auch wird der hygienische Standard bei der Biopsie der Prostata nicht gewahrt.
Wenn man sich nicht ausführlich mit der Diagnostik an der Prostata beschäftigt, erfährt man auch nicht, dass es einen sterilen Weg zur Prostata gibt. Dieser führt über den Damm (der Bereich zwischen Hodensack und Enddarmausgang). Von dort aus führt ein steriler, und sicherer Weg direkt an den Unterrand der Prostata. Würde man nun noch die gesamten Erkenntnisse, welche sich in den letzten Jahrzehnten anhäuften, sowie die technischen Errungenschaften nutzen, so würde auch eine entsprechende Bildgebung (MRT) vor der Biopsie durchgeführt. Auf diese Weise könnte das suspekte Areal eindeutig identifiziert werden. Auf diese Weise würden viele Biopsieindikationen überflüssig, da eine PSA Erhöhung, welche beispielsweise in einer Prostatitis begründet ist, im MRT auffallen würde und dann ohne weitere Biopsie ihrer Therapie zugeführt werden könnten. Obwohl alle diese Möglichkeiten heute auch für die breite Masse der Patienten zugänglich ist, ist die Leitlinie immer noch nicht dahingehend geändert, dass bei erhöhtem/angestiegenem PSA eine MRT erfolgen muss. Gibt es dann eindeutige Hinweise auf ein Karzinom, ist die Biopsie gerechtfertigt und notwendig. Handelt es sich jedoch um andere Ursachen der PSA Erhöhung, könnte von einer so invasiven Maßnahme wie einer Biopsie, mit gutem Grund Abstand genommen werden.
Biopsie nur für den Pathologen?
Klassischerweise gehen die kleinen Gewebezylinder in ein Behältnis mit Formalin und werden dann dem Pathologen übergeben. Dieser schneidet die kleinen Zylinder in sehr dünne Scheiben. Auf diesen dünnen Schichten kann er nach Kriterien suchen, welche Hinweis auf eine Bösartigkeit geben. Hierzu gehören z.B. wie groß ist der Kern im Verhältnis zum Zellwasser, gibt es große Unterschiede, wenn man die Zellkerne vergleicht, gibt es Anzeigen, dass Zellen ihren natürlichen Raum überschreiten und in andere Räume einwachsen. Aus diesen Kriterien ergibt sich ein Gesamtbild, welches dann zu dem Schluss führt, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Dieses Verfahren sichert die Diagnose, und ist wichtig um eine Therapie einleiten zu können. Sollte es sich beispielsweise nicht um ein Karzinom, sondern nur um eine Entzündung handeln, wäre die Therapie eine gänzlich andere. Beim Prostatakarzinom wird ergänzend auch noch der Gleason-Score bestimmt, welcher eine Aussage über den Grad der Bösartigkeit trifft. Diesem Score ist weiter unten noch ein ganzes eigenes Kapitel gewidmet.
Heute sind jedoch noch deutlich mehr Möglichkeiten vorhanden, um einem Prostatakarzinom zu Leibe zu rücken. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, im Rahmen der Biopsie lebende Tumorzellen zu entnehmen, diese in spezieller Nährlösung aufzubewahren und an ein Speziallabor in München zu versenden. Dieses Speziallabor hat ein Verfahren entwickelt, mit welchem getestet werden kann, wie speziell diese Tumorzellen auf unterschiedliche Substanzen reagieren. Ziel dieser Untersuchung ist die Vorhersage, wie gut unterschiedliche Therapeutika das Tumorwachstum hemmen. Bei diesem Labor (Spherotec / weiterer Link) gibt es die Möglichkeit, sowohl alle Chemotherapeutika, als auch Hormonersatztherapien auf ihre Wirksamkeit zu testen, bevor diese verabreicht werden. In dem Abschlussbericht erhält man dann Prozentangaben, um wie viel das Tumorwachstum mit dem jeweiligen Medikament gehemmt wird. Es ist jedoch nicht immer so, dass Medikamente das Tumorwachstum hemmen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass Krebsmedikamente das Tumorwachstum fördern. Neben den klassischen Chemotherapeutika und der Hormonersatztherapie besteht darüber hinaus die Möglichkeit Naturstoffe wie zum Beispiel hoch dosiertes Vitamin C, medizinisches Cannabis, Artesonat und so weiter testen zu lassen. Auch Kombinationen aus Chemotherapien, sowie Naturstoffen sind möglich, da hier immer wieder eine deutliche Verstärkung der Chemotherapien durch die Naturstoffe beobachtet werden kann. Ebenfalls beeindruckend ist die Tatsache, dass selbst bei gleichen histologischen Eigenschaften der Tumore die Ansprechrate auf das gleiche Medikament große Unterschiede aufweisen kann. Würde diese Untersuchung vor dem Verabreichen von systemischen Medikamenten regelhaft durchgeführt, wäre die Situation, dass Medikamente mit hohem Nebenwirkungsspektrum letztlich das Tumorwachstum nicht verhindern eine Rarität. Die Entwickler dieses Verfahren haben auch den Vergleich mit der Wirklichkeit und dem klinischen Alltag nicht gescheut. Sie haben Untersuchungen gemacht in welchen der Verlauf von einzelnen Läsionen und der Chemotherapie mit der Vorhersage aus dem Labor verglichen wurde. In diesen Arbeiten zeigt sich eine Übereinstimmung des Laborergebnisses mit dem Wachstum im Körper unter entsprechender Medikation von 85 %.
Im Sinne einer perfekten Patientenversorgung sollte also, sobald der Verdacht auf einen bösartigen Befund gegeben ist, nicht nur Biopsien für den Pathologen entnommen werden, sondern ebenfalls für solche Testungen. Den Betroffenen würde dadurch viel Leid erspart und die Medizin könnte sehr viel effektiver arbeiten.
Was sagt der Gleason Score?
Der Gleason-Score besteht aus zwei Zahlen, welche der Pathologe anhand des vorliegenden Gewebes feststellen kann. Am einfachsten lässt sich der Gleason-Score anhand eines Beispiels aus dem Alltag erklären. Stellen Sie sich vor, Sie haben fünf Kinder. Die ersten beiden Kinder sind sehr gut organisiert und die Kinderzimmer sehen sehr aufgeräumt aus. Das dritte Kind neigt zu diskreter Ordnung, sodass nicht alle Bücher im Regal, nicht alle Socken in den Schubladen und nicht alle Spielzeuge an entsprechenden Orten verstaut sind. Das Kinderzimmer lässt sich jedoch sehr deutlich als solches erkennen. Ihr viertes Kind neigt zu mehr Kreativität und das gegenüberliegende Fenster lässt sich nicht ohne ernsthafte Verletzungen an den Fußsohlen erreichen, da über Hindernisse wie Legosteine, Matchbox Autos oder das eine oder andere Taschenmesser überwunden werden müssen. Ihr fünftes Kind neigt zum kreativen Chaos. Es bestieg bereits das Bücherregal, welches letztlich umkippte, die Socken befinden sich quer im Raum verteilt, die Teddybären sind unter dem Teppich zugedeckt und der mühevoll angebrachte Vorhang wird als Liane zweckentfremdet. Es herrscht schlicht das pure Chaos. Genauso ist es mit dem Gleason-Score. Er beschreibt letztlich den Grad der Unordnung in Prostatakarzinomzellen. Je höher der Grad der Unordnung, desto mehr Aggressivität wird diesen Zellen zugeschrieben. Warum besteht der Gleason-Score immer aus zwei Ziffern? Die erste Ziffer beschreibt den Grad der Unordnung, welcher in den vorliegenden Präparaten am häufigsten vorkommt. Die zweite beschreibt den höchsten Grad der Unordnung, auch wenn dieser vielleicht nur in 2-3 % der untersuchten Zellen vorliegt. Mit dem zweiten Wert trägt man dem Risiko Rechnung, dass unter Umständen von diesen wenigen Zellen eine hohe Gefahr für den Patienten ausgehen kann. Wichtig ist dieser Wert für die Entscheidung der Therapie. Ein niedriger Gleason-Score (Beispielsweise 3 + 3 = 6) ist ein Faktor, welcher zu der Empfehlung eines abwartenden Verhaltens führen kann. Weitere Faktoren, welche ein abwartendes Verhalten unterstützen können, werden im weiteren Verlauf des Buches noch aufgeführt. Bei einem hohen Gleason-Score (beispielsweise 5 + 5 = 10) ist jedoch Gefahr im Verzug, sodass hier ein abwartendes Verhalten keinesfalls angebracht ist.
Ist die OP die einzige Therapie?
Mit dem heutigen Stand der Medizin gibt es vermutlich bei keiner Erkrankung nur einen einzigen Weg, um dieser zu begegnen. Ebenso ist es bei der Erkrankung des Prostatakarzinoms, auch wenn hier verschiedene Aspekte in Betracht gezogen werden müssen. Zuerst muss die Indikation jeder Therapie geklärt werden. Beim Prostatakarzinom hat sich in den letzten Jahren der Begriff des „klinischen relevanten Prostatakarzinoms“ entwickelt. In dem Artikel von Jean-Luc Fehr findet man eine hervorragende Zusammenfassung, um ein Prostatakarzinom korrekt einzuschätzen. In der folgenden Liste sind Kriterien aufgeführt, welche herangezogen werden, um entweder eine Indikation für eine Therapie des Prostatakarzinoms zu stellen, oder eben auch ein abwartendes Verhalten verantworten zu können.
- Lebenserwartung von mehr als zehn Jahren
- Keine belastenden Nebenerkrankungen
- Einbeziehung des biologischen Alters
- Gleason-Score von sieben und höher
- Pathologische Herdbefunde nach PI-RADS klassifiziert (Stadium 1-5)
- 1-2: signifikantes Karzinom unwahrscheinlich (keine Biopsie)
- 3: leicht bis mäßig gradig suspekter Herd Befund
- 4: Karzinom verdächtiger Herdbefund
- 5: dringend Karzinom verdächtiger Herdbefund
- Tumorvolumen
- Tumor Lokalisation
- Einzelner oder mehrere Herde innerhalb der Prostata
- Prostatakapselinfiltration, Samenblaseninfiltration
- Lymphknotenstatus
Die Frage, ob die radikale Entfernung der Prostata die einzige Therapie des Prostatakarzinoms ist, kann heute klar mit Nein beantwortet werden. Neben der Operation der Prostata finden sich Möglichkeiten, wie die Bestrahlung, die HIFU, die Galvano-Therapie oder aber auch einfaches Abwarten und beobachten. Um zu beurteilen, wann welches Verfahren seine Rechtfertigung hat, können die oben genannten Kriterien hilfreich sein.
Die radikale retropubische Prostatektomie
Was bedeutet der Begriff eigentlich? Bei einer Ektomie wird immer etwas vom Körper entfernt. Bei der Prostatektomie handelt es sich also um eine Entfernung der Prostata. Die „radikale“ Prostatektomie bedeutet, dass die Prostata komplett entfernt wird. Und der Zusatz „retropubische“ bedeutet, dass die Prostata von der Bauchdecke her entfernt wird, sprich hinter dem Os pubis (Schambein). Diese Operation wird im Wesentlichen in zwei unterschiedlichen Varianten durchgeführt.
Konventionelle Prostatektomie
Zum einen gibt es die konventionelle Methode, wo manuell ein Bauchschnitt durchgeführt wird und dann der Weg ins Becken freigelegt wird. Auf diesem Wege werden die Lymphknoten im Becken rechts und links entfernt, um diese auf mögliche Metastasen zu untersuchen. Dann wird die Harnblase von der Prostata entfernt, und die Harnröhre durchtrennt. Im Anschluss erfolgt die Durchtrennung der Harnröhre unterhalb der Prostata. Dann wird die Harnröhre wieder an die Blase angenäht. Auf dem Rückweg erfolgt das Vernähen einzelner Schichten.
Prostatektomie mittels Da Vinci Roboter
Das Vorgehen zur konventionellen Prostatektomie unterscheidet sich im Wesentlichen dadurch, dass kein großer Bauchschnitt erfolgt, über welchen die Operation durchgeführt wird, sondern über mehrere kleinere Schnitte. Über diese kleineren Schnitte werden dann eine Kamera, sowie mehrere Werkzeuge des Roboters eingeführt. Der Operateur sitzt dann neben dem Patienten und schaut in ein Gehäuse, welches ihm einen Überblick über das Operationsgebiet ermöglicht. Mit den Händen steuert er dann die einzelnen Arme des Roboters und kann auf diese Weise die Prostata entfernen. Es muss jedoch auch mit dem Roboter der Weg bis ins kleine Becken gebannt, die Harnröhre durchtrennt, die Prostata entfernt und dann die Harnröhre wieder an die Harnblase angeschlossen werden. In der sogenannten Oxford Studie wurden beide Operationsmethoden verglichen, und ein echter Vorteil der robotergestützten Operation zeigte sich hier nicht (Quelle).
Die Bestrahlung
Auch bei der Bestrahlung können zwei große unterschiedliche Methoden benannt werden. Zum einen handelt es sich um die perkutane Bestrahlung, zum anderen um die Brachytherapie.
Perkutane Bestrahlung
Der Begriff perkutanen bedeutet, dass die Bestrahlung durch die Haut hindurch erfolgt. Die Strahlungsquelle befindet sich also außerhalb des Körpers und wird gezielt auf die zu bestrahlende Region gerichtet. Vor der Bestrahlung erfolgt eine detaillierte Bestrahlungsplanung. Um eine Schädigung der umliegenden Organe so weit wie möglich zu reduzieren, wird der Strahler um den Patienten herum bewegt. Areale, die im Weg der Strahlen liegen und sehr strahlensensibel sind, werden nach Möglichkeit ausgeblendet. Um das Risiko von möglichen Spätfolgen in umliegenden Organen noch weiter zu reduzieren, wird die Gesamtladung auf mehrere Sitzungen verteilt. Darüber hinaus kommen für die Bestrahlung der Prostata unterschiedliche Arten von Strahlung in Frage. Hier können beispielsweise energiereiche Photonenstrahlung sowie ultraharte Röntgenstrahlen, als auch Gammastrahlen oder Teilchenstrahlung verwendet werden. Die Energie, welche auf das Zielgebiet übertragen wird, wird bei der Bestrahlung in Gray angegeben. Diese Möglichkeit findet bei lokal begrenzten Prostatakarzinomen aller Risikoklassen Anwendung.
Brachytherapie
Bei der Brachytherapie befindet sich die Strahlenquelle nicht außerhalb des Körpers, sondern wird entweder dauerhaft in die Prostata eingesetzt, oder aber nur kurzzeitig und nach Applikation der Strahlung wieder entfernt.
LDR-Brachytherapie
Sofern die Strahlungsquelle in der Prostata verbleibt, spricht man von LDR-Brachytherapie (engl.: low-dose-rate = geringe Dosisrate). Die Teilchen, welche in die Prostata eingebracht werden, nennt man Seeds. Diese kleinen Metallbehälter werden dann perineal (also über den Damm) durch eine Nadel unter Ultraschallkontrolle in die Prostata eingebracht. Die Strahlung ist so gewählt, dass diese nicht weit in das umgebende Gewebe reicht, sondern nur die unmittelbare Umgebung dieser kleinen Metallcontainer bestrahlt.
HDR-Brachytherapy
Im Gegensatz zur LDR – Brachytherapie gibt es die HDR – Brachy Therapie. Hierfür wird Iridium als Strahlungsquelle verwendet. Die Intensität der Strahlung ist jedoch so groß, dass der Strahler unmittelbar nach Abgabe der Strahlung wieder aus der Prostata entfernt wird. In der Regel erfolgt die Behandlung in zwei Schritten.
Muss jedes Prostatakarzinom therapiert werden?
Gerade in der Urologie wird viel Energie in Forschung gesteckt, um herauszufinden, welche Karzinome therapiert werden müssen, da diese im Leben irgendwann relevant werden, oder aber die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Karzinome im Verlauf des Lebens keine Beeinträchtigung der Lebensqualität verursachen und die Betroffenen daran nicht sterben. Mit dem heutigen Stand der Wissenschaft ist bekannt, dass gerade beim Prostatakarzinom nicht jedes Karzinom therapiert werden muss. In Forschungsarbeiten wurde ebenfalls gezeigt, dass Karzinome, welche im MRT nicht sichtbar sind, auch nicht zwingend therapiert werden müssen. In einem Bericht des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), wurde dem PSA Screening zur Früherkennung eine Absage erteilt. Dem möglichen Nutzen eines PSA Screenings stünden signifikante Risiken gegenüber. Karzinome würden diagnostiziert und therapiert werden, welche nicht therapiert werden müssten. Darüber hinaus heißt es in diesem Bericht „diese Maßnahmen führen zu einer Verringerung der Anzahl der Männer, bei denen eine Biopsie durchgeführt werden soll und damit unmittelbar auch zu einer Verringerung von Überdiagnosen.“ In einer weiteren Studie zeigte sich, dass die multiparametrische MRT sehr viel sensitiver ist als die transrektale, ultraschallgesteuerte Biopsie (93 % versus 48 %).
Im Weiteren wird daraus gefolgert, dass somit 27 % der Patienten eine primäre Biopsie erspart bleiben kann.
Im Klartext heißt dies, lassen Sie sich auf alle Fälle vor einer angedachten Biopsie eine multiparamtrische MRT anfertigen. Dies hat die Vorteile, dass klinisch nicht relevante Karzinome dort auch nicht diagnostiziert werden, etwaige Ursachen für eine PSA Erhöhung jedoch abgegrenzt werden können. Im Umkehrschluss heißt dies jedoch auch, dass, wenn das MRT den dringenden Verdacht auf ein klinisch relevantes Karzinom zeigt, dieses gezielt biopsiet werden kann und dann entsprechende Therapiemaßnahmen vorgeschlagen werden können. Abhängig von der Größe des Befundes, sowie von der Anzahl der Läsionen, als auch der Lokalisation und einer möglichen Kapselüberschreitung, kann dann abgeschätzt werden, ob es sich um ein Karzinom mit hohem Risikoprofil oder niedrigem Risikoprofil handelt. Abhängig davon besteht die Möglichkeit, das Karzinom lediglich zu beobachten und nicht primär zu therapieren. In anderer Konstellation kann aus den erhobenen Daten auch eine dringende Therapieempfehlung abgeleitet werden. Um die Eingangsfrage zu beantworten, nein es muss nicht jedes Prostatakarzinom therapiert werden, es ist dringend zu empfehlen, einen erhöhten PSA mittels MRT abklären zu lassen, um kein klinisch relevantes Karzinom zu verpassen, aber auch um andere Ursachen einer PSA Erhöhung zu identifizieren und sinnvoll zu therapieren.
Ist „therapiert“ = „gesund“??
Auch eine Operation schützt nicht vor einer erneuten Erkrankung beziehungsweise einer Metastasierung schützt. Selbst wenn die radikalste aller Möglichkeiten gewählt wurde, und die Prostata entfernt wurde, sowie mögliche systemische Therapien ergriffen wurden, heißt das nicht, dass nicht wieder ein Prostatakarzinom auftreten kann oder bösartige Läsionen an anderen Stellen im Körper entstehen können.
Die Wiedererkrankungen (Rezidiv) sind beim Prostatakarzinom in drei unterschiedliche Kategorien einzuteilen.
- das biochemische Rezidiv
- das Lokalrezidiv
- sowie eine Metastasierung in andere Körperregionen
Das biochemische Rezidiv
Bei einem biochemischen Rezidiv handelt es sich um einen PSA-Anstieg. Definiert wird dieser Rückfall durch die Kontrolle des PSA-Wertes. Nach radikaler retropubischer Prostatektomie bei einer Steigerung des PSA Wertes von mehr als 0,2 ng/ml in zwei Messungen.
Sofern eine Bestrahlung durchgeführt wurde, wird das Rezidiv diagnostiziert, wenn der PSA mehr als 2 ng/ml über dem tiefsten Wert aus der Vergangenheit liegt.
Häufig sind zu dem Zeitpunkt, wenn der PSA wieder ansteigt, noch keine Raumforderungen zu erkennen, welche die Lokalisation der Wiedererkrankung anzeigen. Nach einer radikalen retropubischen Prostatektomie besteht mit der Durchführung eines PET-CTs ab einem PSA von 0,5 ng/ml die Möglichkeit, die Lokalisation zu finden. Es besteht die Möglichkeit, dass der PSA nach der Operation über Jahre hinweg leicht ansteigen kann, ohne dass klinische Beschwerden auftreten. Aus diesem Grund kann bei folgenden Konstellationen der PSA Anstieg erst mal beobachtet werden:
- PSA Verdopplungszeit liegt über zwölf Monate
- Das PSA rezidiv tritt nach mehr als 18 Monaten nach der Operation auf.
- Der Gleason Score des Ersttumors liegt unter 8.
Darüber hinaus konnten Anhaltspunkte definiert werden, welche eher für ein Lokalrezidiv sprechen, d.h. für ein erneutes Tumorwachstum in der Prostataloge:
- PSA Anstieg frühestens 18 Monate nach der Operation
- Langsamer PSA Anstieg mit einer Verdopplungszeit von mehr als zwölf Monaten
- Gleason Score von höchstens 7 bei Diagnose
- auf die Prostata begrenzter Tumor
- Vollständige Entfernung des Tumors (R1 – Resektion)
Neben diesen Kriterien wurden Anhaltspunkte definiert, welche für eine Metastasierung als Ursprung des steigenden PSA gelten.
- PSA Anstieg innerhalb der ersten zwölf Monate nach Operation
- Schneller PSA Anstieg mit einer Verdopplungszeit von 3-6 Monaten oder kürzer
- Gleason Score, von 8-10 bei Erstdiagnose und örtlich fortgeschrittenem Prostatakarzinom
- Und/oder vorliegen von Lymphknotenmetastasen.
Welche Chemo-/Hormontherapie ist die beste?
Bevor überhaupt darüber berichtet werden kann, welche Chemotherapie möglicherweise die beste ist, muss zuerst geklärt werden, ob überhaupt eine Chemotherapie notwendig ist. So wird in der Leitlinie S. 34ff. empfohlen, dass Patienten mit einem lokal begrenztem Prostatakarzinom und einem niedrigen Risikoprofil neben der Strahlentherapie keine hormonablative (Hormonwirkungsunterdrückung) erhalten.
Bei Patienten mit lokalem Prostatakarzinom und mittlerem Risikoprofil soll neben der Strahlentherapie eine hormonablative Hormontherapie für 4-6 Monate durchgeführt werden und bei hohem Risikoprofil soll diese 24 – 36 Monate verabreicht werden.
Trotz langer Untersuchungszeiten ist auch heute noch nicht sicher, dass die Leitlinientherapie auch bei jedem Patienten gleich gut hilft. Es gibt mittlerweile jedoch Möglichkeiten, dass man vor der Applikation von Chemo- und Hormontherapie weiß, ob und wie gut diese Therapien funktionieren. Bei diesen Therapien werden Zellen aus dem Tumor entnommen und in einem speziellen Nährmedium aufbewahrt. In diesem Medium leben diese Zellen weiter und sterben nicht ab, wie in Formalin. Dann werden diese Zellen im Labor weiter aufgearbeitet und mit unterschiedlichen Medikamenten versehen. Abhängig von der Wachstumsgeschwindigkeit kann dann bestimmt werden, wie gut oder wie schlecht eine Chemotherapie funktioniert. Und das alles vor der Applikation der Chemo, und vor dem Erleiden von mögloichen Nebenwirkungen. Darüber hinaus besteht nicht nur die Möglichkeit die Standardmedikamente zu testen, sondern auch nahezu jeder Naturstoff. Das heisst, man kann vorher wissen, wie sich beispielsweise hochdosiertes Vitamin C oder medizinisches Kanabis auf den Tumor auswirken. Auch können Kombinationen aus unterschiedlichen Substanzen getestet werden was immer wieder dazu führt, dass durch die Kombination die Wirksamkeit auf das doppelte oder 3-fache steigt.
Welche Kontrollen machen Sinn?
Um sich überhaupt Gedanken machen zu können, welche Kontrollen nach der Prostatakarzinomtherapie Sinn machen, muss Mann sich zuerst überlegen, welche Kontrollen es überhaupt gibt. Zu onkologischen Kontrollen beim Prostatakarzinom zählen:
- der PSA Test
- das CT der Lunge und des Bauches
- das PET CT
- das MRT des Beckens
- die Skelettszintigraphie
- das Schädel MRT
Unabhängig von der Therapie, welche durchgeführt wurde, machen Kontrolluntersuchungen Sinn. Vor allem deswegen, weil deshalb möglicherweise nicht komplett entfernte Tumore sehr früh erkannt werden können und dann möglichweise mit nur kleineren Maßnahmen in den Griff zu bekommen sind. Sollten die Kontrolluntersuchungen erst nach 6 Monaten oder noch länger durchgeführt werden, läuft Mann Gefahr, dass sich bereits wieder Befunde gebildet haben, welche schon wieder größere Baustellen darstellen können. In den kurzfristigen Verläufen macht vor allem der PSA Sinn. Der erste aus 2 Gründen. Zum einen weil Mann weiß, wie hoch der Ausgangswert nach der Therapie ist. Zum zweiten, aber auch als Referenzwert, um in den folgenden Kontrollen steigende oder fallende Tendenzen erfassen zu können. Der PSA nach der Therapie ist unterschiedlich hoch. So muss er beispielsweise nach einer OP unterhalb der Nachweisgrenze, also 0,02ng/ml liegen. Da das PSA fast ausschließlich von Prostatazellen gebildet wird, muss dieser so niedrig sein, wenn keine Prostatazellen mehr da sind. Sollte dieser nicht so weit fallen, macht es Sinn nach der Ursache dieses erhöhten PSAs zu suchen. Im Wesentlichen gibt es für einen zu hohen PSA nach Operation zwei Möglichkeiten. Zum einen kann das Karzinom aufgrund eines kapselüberschreitenden Wachstums nicht komplett entfernt worden sein. Zum zweiten besteht die Möglichkeit, dass Metastasen sowohl in Lymphknoten als auch in anderen Organsystemen vorhanden sind. Auch in diesen Metastasen befinden sich Prostatakrebszellen, welche PSA produzieren. Da dies nicht ohne weiteres anhand des PSA zu sagen ist, therapeutisch jedoch eine sehr große Rolle spielt, macht es Sinn, eine „Suchuntersuchung“ zu veranlassen. Hierfür eignet sich das PET-CT ganz hervorragend, da der Körper von der Schädelbasis bis zur Mitte des Oberschenkels untersucht werden kann. Im Rahmen dieser Untersuchung wird auch nicht nur das Aussehen einzelner Läsionen, wie beispielsweise Lymphknoten evaluiert, sondern auch deren Stoffwechselaktivität. Wie dies genau geschieht, finden Sie im Kapitel „Bildgebung der Prostata“. Auf diese Weise kann bei entsprechend hohen PSA mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ursache des hohen PSA gefunden werden. Sollte dies nicht der Fall sein, kann eine weitere MRT des Beckens geplant werden um mögliche, kleine Läsionen in der ehemaligen Prostataloge detektieren zu können. Vor allem bei langsam steigenden PSA ist es häufig nicht möglich, eine Ursache für diesen steigenden Blutwert zu finden. Abhängig vom Risikoprofil des Ausgangsbefundes kann es durchaus sein, dass der PSA über Jahre langsam steigt, ohne dem betroffenen Mann Beschwerden zu bereiten. Es macht jedoch Sinn, in regelmäßigen Abständen sowohl den PSA, als auch entsprechende Bildgebung zu veranlassen, um etwa Metastasen welche die Knochen destabilisieren können, frühzeitig zu detektieren und vor einem Bruch aufgrund fortschreitender Instabilität zu therapieren. Oben wurde noch die Computertomographie der Lunge und des Bauches erwähnt. Diese Untersuchungen können Sinn machen, um etwa Lungenmetastasen, Knochenmetastasen aber auch Lebermetastasen erfassen zu können. Diese Untersuchung macht unmittelbar nach der Durchführung eines PCTs keinen Sinn, da die Aussagekraft in aller Regel nicht höher, sondern eher im Gegenteil geringer ausfällt. Die Skelettszintigraphie ist ebenfalls eine nuklearmedizinische Untersuchung (wie das PET-CT), um insbesondere Knochenmetastasen sehr früh detektieren zu können. Insgesamt kann man sagen, dass Kontrolluntersuchungen spätestens nach 3, 6 und zwölf Monaten durchgeführt werden sollten. Sollten sich diese Untersuchungen stets ohne Befund in Bezug auf das Karzinom erweisen, können die Abstände dann verlängert werden.
Bei organerhaltenden Therapien wie der Galvanotherapie oder der HIFU machen auch kurzfristige MRT Untersuchungen Sinn, da hier bereits nach wenigen Wochen beurteilt werden kann, ob der Tumor komplett zerstört wurde. Gibt es Restbefunde können diese dann unter Umständen mit kleinem Aufwand erneut therapiert werden. Sollte hier mit entsprechender Bildgebung zu lange gewartet werden, besteht das Risiko, dass bereits neue Tumore an den Reflektionsrändern entstanden sind, welche dann erneut mit großem Aufwand einer entsprechenden Therapie zugeführt werden müssen.
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass PSA Kontrollen in kurzfristigen Abstand sinnvoll sind, zum einen um einen Ausgangswert zu erhalten. Zum anderen aber auch um abschätzen zu können, ob möglicherweise Fernmetastasen einen weiterhin hohen PSA Wert produzieren. Bei Zustand nach radikaler, retropubischer Prostatektomie macht vor allem ein PET CT bei steigendem PSA Wert Sinn, da es hier um eine Suche von möglichen Ursachen geht. Bei organerhaltenden Therapieoptionen wie der HIFU, oder der Galvano-Therapie sind auch MRT Untersuchungen im kurzfristigen Verlauf anzuraten. Aufgrund des hohen Weichteilkontrastes sind hier mögliche, verbliebene Tumoranteile am besten zu erkennen.
Was ist, wenn der PSA-Wert wieder steigt?
Wie bereits beschrieben ergibt es Sinn, bereits wenige Wochen nach Ende der Therapie den PSA Wert erneut bestimmen zu lassen. Vor allem, um einschätzen zu können, ob die Therapie angeschlagen hat, aber auch um einen Referenzwert für die folgenden PSA Werte zu haben. Sollte der PSA Wert nach Ende der Therapie wieder anfangen zu steigen, gibt es zwei verschiedene Szenarien. Zum einen besteht die Möglichkeit, dass der PSA nach radikaler Prostatektomie Initial unterhalb der Nachweisgrenze liegt, dann jedoch im Bereich von 0,02, 0,03 oder 0,05 ng/ml steigt. Bei niedrigem Risikoprofil (Gleason-Score niedrig/PSA niedrig) kann ein abwartendes Verhalten gerechtfertigt sein. Ein weiterer Faktor ist die Geschwindigkeit, mit welcher der PSA steigt. Hier wird die Verdopplungszeit ermittelt. Das heißt man ermittelt, in welchem zeitlichen Rahmen sich der PSA verdoppelt. Also beispielsweise von 0,03 ng/ml auf 0,06 ng/ml steigt. Ist dieser Wert sehr kurz, als im Rahmen von Wochen oder wenigen Monaten, sollte weitere Diagnostik gemacht werden. Ist der Anstieg jedoch so langsam, dass es 12 Monate oder länger dauert bis sich der Wert verdoppelt hat, kann man erst einmal abwarten, weil zu vermuten ist, dass bei so langsamem Wachstum keine Ursache für den PSA Anstieg in der Bildgebung gefunden wird. Einen exakten Wert des PSA, ab wann eine Therapie durchgeführt werden sollte, gibt die oben bereits genannte Leitlinie jedoch nicht vor.
Anders stellt sich die Situation dar, wenn das Prostatakarzinom organerhaltend therapiert wurde. Dies ist bei der Bestrahlung, bei der HIFU und der Galvano-Therapie möglich. Dann bleiben große Teile der Prostata erhalten. Somit wird der PSA nicht unter die Nachweisgrenze fallen. Es sind lediglich die Teile der Prostata weg, die eine extrem hohe PSA Produktion aufweisen. Somit wird der PSA nur auf den Normalwert fallen. Hier ist es umso wichtiger, dass nach relativ kurzem Verlauf eine PSA-Wert-Kontrolle durchgeführt wird. Ausgehend von diesem Wert kann dann weiter entschieden werden. Steigt dieser Wert sehr langsam, als mit einer Verdopplungszeit von 12 Monaten oder mehr, kann auch hier abgewartet werden, sofern das Risikoprofil bei der Erstdiagnose niedrig war. Steigt dieser Wert jedoch schnell und bereits kurz nach der Therapie an, so sollte nicht abgewartet werden. In dieser Situation macht eine MRT der Prostata am meisten Sinn. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es sich um eine Wiedererkrankung in der Prostata handelt, weil vielleicht nicht der gesamte Tumor entfernt wurde. Zeigt das MRT keine auffälligen Befunde in der Prostata, kann an ein PET CT gedacht werden; mit der Erwartung im Körper Regionen zu finden, welche für den Anstieg des PSA verantwortlich sein könnten.
Gibt es noch Therapieoptionen wenn der PSA wieder steigt?
Ja, es gibt weitere Therapieoptionen. Diese hängen in erster Linie von der Therapie ab, welche zuerst durchgeführt wurde. Nach der OP kann beispielsweise nicht erneut operiert werden. Wenn zuerst eine Strahlentherapie durchgeführt wurde, kann nur noch unter erschwerten Bedingungen operiert werden. Auch wenn die Strahlentherapie heute genauer ist als in der Vergangenheit entstehen Narbenstrukturen, die es dem Operateur erschweren, in üblicher Qualität zu operieren. Nach lokalen Therapieverfahren wie der HIFU oder der Galvano-Therapie ist eine Operation möglich, da bei diesen Verfahren in der Prostata therapiert wird und nicht in der Umgebung, so dass keine relevanten Narben auftreten. Eine Bestrahlung ist in jedem Falle, außer bei Bestrahlung als Ersttherapie, möglich. Nach der Galvano-Therapie besteht die Möglichkeit alle Therapien durchführen zu lassen, sofern dies notwendig ist.
Häufig werden auch Hormonentzugstherapien diskutiert. Dies jedoch in erster Linie dann, wenn es sich um ein fortgeschrittenes Prostatakarzinom handelt, beispielsweise durch die Entstehung von Metastasen. In der unten eingefügten Tabelle sind in der rechten Spalte die Möglichkeiten der Ersttherapie und in der zweiten Spalte die Möglichkeiten der Therapie bei Wiedererkrankung aufgeführt.
Ersttherapie | Mögliche Zweittherapie | Nicht mehr mögliche Therapie |
Prostatektomie (OP) | Bestrahlung / Hormonersatz / Galvano-Therapie | Erneute OP nur unter erschwerten Bedingungen, in der Regel jedoch nicht / HIFU |
Bestrahlung | OP eingeschränkt / Galvano-Therapie / HIFU / Hormonersatz / | OP nur eingeschränkt / erneute Bestrahlung |
Galvano-Therapie | OP / erneute Galvano-Therapie / Bestrahlung / HIFU / Hormonersatz | |
HIFU | Erneute HIFU / OP / Galvano-Therapie / Hormonersatz / Bestrahlung | |
Watchfull waiting | Alle Möglichkeiten bei Progress |
Kann man verbleibende Therapiemöglichkeiten verbessern oder geht nur noch Leitlinie?
Die oben genannten Möglichkeiten sind im Sinne komplementärer Möglichkeiten zu verbessern. Sofern eine Ursache für einen PSA Anstieg gefunden werden kann und die Möglichkeit einer Biopsie besteht, können Sensitivitätstest gemacht werden. In diesem Rahmen werden Tumorzellen aus dem Lokalrezidiv oder der Metastase entnommen und es können diverse Substanzen und deren Kombinationen getestet werden. Wenn also beispielsweise eine Hormontherapie ansteht, kann diese auf ihre Effektivität gegen den Tumor getestet werden und auch Kombinationen aus der Hormontherapie und Naturstoffen wie beispielsweise medizinisches Cannabis, hochdosiertes Vitamin C oder anderen. Interessanterweise kann es sowohl eine Potenzierung der Wirkung einzelner Stoffe genauso geben wie eine Hemmung von Wirkungen. Es sollten also nicht „blind“ Medikamente kombiniert werden nur weil aus Funk und Fernsehen bekannt ist, dass sie in der Tumortherapie eingesetzt werden können.
Bei lokalen Therapien, wie der Bestrahlung oder der Galvano-Therapie, können zwar einzelne Medikamente auf ihre Wirksamkeit getestet werden, jedoch nicht in der Kombination mit einer Bestrahlung oder einer Galvano-Therapie / HIFU.
Was sind Metastasen?
Metastasen sind sogenannte Tochtergeschwulste. Ab dem Zeitpunkt, an welchem sich gesunde Zellen hin zu bösartigen Zellen verändern, werden Tumorzellen über die Blutbahn und die Lymphwege in den Körper freigesetzt. Diese Zellen sind in der Blutbahn nachweisbar. Es gibt für das Prostatakarzinom unterschiedliche Orte an welchen sich diese ausgewanderten Tumorzellen am wohlsten fühlen. Bei einem Prostatakarzinom sind dies beispielsweise die Knochen, Lymphknoten und auch im Gehirn sind Metastasen nachweisbar. In der histologischen Aufarbeitung, also der Untersuchung von Zellverbänden aus diesen Lokalisationen (Knochen / Lymphknoten) sind dann häufig typische Merkmale des Primärtumors zu erkennen. Auf diese Weise kann eine Zuordnung von Metastasen zu einem Primärtumor möglich werden. Es gibt auch immer wieder die Situation, dass zuerst die Metastasen klinisch relevant werden, wie beispielsweise unter dem Arm oder am Hals oder bei Knochenbrüchen und die histologische Untersuchung keine Zuordnung bestimmen kann. Es kommt vor, dass auch die Bildgebung und andere diagnostische Maßnahmen keinen Primärtumor identifizieren können.
Metastasen spielen in der Tumormedizin eine wichtige Rolle, weil Sie bei der Therapie des Primärtumors nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Häufig schränken Metastasen die Versorgung des Primärtumors ein. Vor allem deswegen, weil Metastasen in überlebenswichtigen Organen schneller zum Tode führen können als der Primärtumor selbst. Aus diesem Grund ist es erforderlich, vor dem Start der Therapie eine Metastasensuche durchzuführen. Nur dann kann entschieden werden, ob eine Therapie des Primarius Sinn ergibt. Sind beispielsweise bereits Metastasen im Hirn oder in der Leber bei der Diagnose des Tumors zu entdecken, würde die Therapie des Primarius nur eine weitere Belastung des Patienten bedeuten, ohne jedoch das Überleben zu verlängern. In der Medizin sind auch die Begriffe der „synchronen und metachronen Metastasierung“ gebräuchlich. Damit ist der Zeitpunkt gemeint an welchem Metastasen entdeckt werden. Bei der synchronen Metastasierung werden Metastasen bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose entdeckt, also zeitgleich / synchron. Bei der metachronen Metastasierung werden die Metastasen erst im Verlauf und vor allem nach der Erstdiagnose entdeckt.
Kann man Metastasen erkennen und behandeln?
Diese Frage wurde im vorherigen Kapitel schon teilweise beantwortet. Ob Metastasen erkennbar sind oder nicht, liegt im Wesentlichen an der Größe. Es kann sein, dass Metastasen über Jahre und sogar Jahrzehnte schlummern, aber nicht anfangen zu wachsen. Die Ursache für das plötzliche Wachstum von Metastasen ist bislang nicht abschließend geklärt. Es ist jedoch sicher, das auch die operative Entfernung des Primärtumors nicht davor schützt, dass Metastasen auch danach noch entstehen können. Es kann also sein, dass in der Suche nach Metastasen im Rahmen des Stagings auch mit den sensitivsten Methoden nichts gefunden wird, vereinzelte Tumorzellen sich jedoch bereits abgelagert haben. Wann diese anfangen zu wachsen und ob diese überhaupt anfangen zu wachsen ist ungewiss und kann nicht vorhergesehen werden.
Wenn Läsionen neu auftreten und Kriterien einer Metastase zeigen, können diese auch histologisch gesichert werden, das heißt, dass Zellen entnommen werden und unter dem Mikroskop untersucht werden. Bestätigt sich der Verdacht, so gibt es wieder mehrere Möglichkeiten, diese zu therapieren. Häufig wird die Chemotherapie als einzige Therapie vorgeschlagen. Macht man sich jedoch auf die Suche nach Therapiemöglichkeiten gibt es heute eine Reihe von Möglichkeiten diese zu therapieren. Neben der systemischen Therapie, sprich einer Therapie, die den ganzen Körper betrifft, gibt es eine Reihe lokaler Optionen. Diese machen jedoch nur Sinn, wenn es sich um vereinzelte Metastasen handelt. Eine diffuse Metastasierung eines Organs oder möglicherweise des gesamten Körpers schließt diese lokalen Therapien aus. Sie verursachen nur eine Belastung des Patienten, das Überleben verlängern sie jedoch nicht.
Die Möglichkeit, einzelne Metastasen zu therapieren, hängt wesentlich von der Lokalisation ab. So können Metastasen in der Leber z.B. durch eine lokale Chemotherapie (TACE), durch Laser (LITT), durch eine Mischung aus lokaler Chemotherapie und örtlicher Bestrahlung (SIRT), oder durch Bestrahlung von außen oder durch die Galvano-Therapie durchgeführt werden. Sollten sich die Metastasen auf einen Leberlappen begrenzen und der andere Leberlappen keine Metastasen zeigen kann auch eine Operation möglich sein. Diese Aufzählung gewährt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Sie sich zu einzelnen Optionen informieren möchten, sprechen Sie Spezialisten an. Nur derjenige, der die Therapie selbst durchführt und die Erfahrung hat kann Ihnen sicher sagen, ob diese Option für die entsprechende Metastase in Frage kommt oder nicht.
Führen Metastasen immer zum Tod?
Die Angst, dass Metastasen entstehen, ist bei vielen betroffenen fast größer, als der Schock bei der Erstdiagnose. Zurecht? Jein! Zum einen zeigt die Diagnose einer Metastase, dass das Prostatakarzinom nicht mehr lokal begrenzt ist, sondern sich im Körper auch über die Prostatakapsel hinaus ausgebreitet hat. Das ist per se keine Katastrophe. Gibt es eine Metastase im Knochen, kann diese gut bestrahlt werden und über Jahre in gleichem Zustand verbleiben. Auch in diesem Stadium heißt es auf keinen Fall, dass man daran sterben wird. Kritisch wird es, wenn lebenswichtige Organe von Metastasen betroffen sind. Beispielsweise das Hirn, die Leber oder die Lunge. Wenn im Hirn beispielsweise lebenswichtige Regionen nicht mehr arbeiten können, weil diese entweder gequetscht oder vom Tumor durchsetzt sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass man daran stirbt. Was heißt das in der Quintessenz?
Nein Metastasen führen nicht immer zum Tod.
Aber wenn der Tod durch das Prostatakarzinom verursacht sein sollte, dann eigentlich immer durch Metastasen. Es kommt also immer auf die Lokalisation an und ob die durchgeführten Therapien ihre Wirkung entfalten können oder nicht.
Woran stirbt man(n) letztlich?
In den Absätzen darüber haben wir schon festgestellt, dass es nicht der Primärtumor ist, der den Tod verursacht. In der Regel sind es die Metastasen welche in lebenswichtigen Organen anfangen zu wachsen und dann die überlebenswichtigen Funktionen so stark einschränken, dass diese zum Tod führen. Konkret handelt es sich beim Prostatakarzinom um Metastasen im Knochen, in der Leber, in der Lunge und im Hirn. Knochenmetastasen schränken zwar aufgrund der Bruchgefahr die Lebensqualität massiv ein, führen jedoch nicht zum Tod. Metastasen in der Leber, in der Lunge und im Hirn führen jedoch mit zunehmender Einschränkung der Organfunktion zum Tode.
Was sollte man vor dem Tod unbedingt noch machen?
Wenn Sie bis zu diesem Punkt gelesen haben, dann lesen Sie noch auch den Rest dieses großen Kapitels über das Prostatakarzinom. Die Organmetastasen werden bei massivem Befall zu einer massiven Einschränkung der Funktion führen. Bei der Leber handelt es sich letztlich um einen Anstieg der Leberwerte, um einen Einbruch der Blutgerinnung und um einen Ansammlung von Giften, beispielsweise Ammoniak, im Blut welche von der Leber nicht mehr verstoffwechselt werden können. Dies führt letztlich zu einem Leberkoma.
Ist der Hauptbefall der Metastasierung die Lunge, so ist der Verlauf einfacher zu verstehen. Mit einer massiven Zunahme der Metastasen in der Leber sinkt auch die Oberfläche der Lunge, welche zum Gasaustausch beitragen kann. Es kann also weder das Kohlendioxid aus der Lunge heraus, noch kann der Sauerstoff hinein. Letztlich kommt es zu einer CO2 Narkose und der Betroffene wird bewusstlos und schläft quasi in den Tod hinüber.
Bei einem Hauptbefall des Gehirns äußert sich der Verlauf immer wieder durch Krampfanfälle, welche mittels Medikamente durchbrochen werden müssen. Das Wachstum der Metastasen führt letztlich dazu, dass lebenswichtige Funktionen, wie beispielsweise die Atmung, nicht mehr gesteuert werden können.
Sollte ein Sterben an den Metastasen eines Prostatakarzinoms offensichtlicher werden, sollten Sie mit Ihren Angehörigen offen darüber sprechen. Es gibt allen Beteiligten die Möglichkeit, sich zu verabschieden. Die nahezu einhellige Meinung ist, dass auch Kinder oder Enkelkinder zu denen eine ernsthafte Beziehung gepflegt wird, in den Verlauf der kommenden Tage oder Wochen eingeweiht werden sollten. Für den Fall, dass Sie glauben, dass Ihre Kinder, welchen Alters auch immer, davon nichts wissen, haben Sie sich in aller aller Regel getäuscht. Kinder wissen es fast immer. Aus diesem Grunde ist es nur fair, wenn auch mit Kindern so ehrlich wie möglich darüber gesprochen wird.
Für sich selbst sollten Sie über Ihren Urologen oder den betreuenden Hausarzt das Palliativnetzwerk einschalten. Dies ist ein Netz aus Ärzten welche sich auf die Begleitung von todkranken Menschen spezialisiert haben. Diese Ärzte sind dafür ausgebildet, dass sterbende Menschen keinen Leidensweg vor sich haben oder durchleben müssen. Wenn Sie sich einmal mit solchen Ärzten unterhalten haben werden Sie spüren, dass es viel Sicherheit in dieser unsicheren Lebenssituation gibt.
Diese Seite befindet sich im Aufbau und wird jeden Tag erweitert. Die Themen unten werden noch bearbeitet. Gerne können Sie uns Themen zukommen lassen, die nicht aufgeführt sind, ihnen aber wichtig erscheinen.
Es lohnt sich also wieder vorbeizuschauen!
- Letzte Aktualisierung: 28.06.2021
Geprüft von: Dr. med. Florian Mayer